Meine ersten Zeit in der Kindertagespflege

ist eine ganz schön große Herausforderung für mich.

Liebe Eltern,

gerade verändert sich was. Ich merke das an euch. Ihr erzählt mir oft von Julia und Mama und ich sind ja auch jeden Tag bei ihr. Das waren wir früher nie. Ich finde Julia ganz ok, bei ihr ist immer was los und sie hat super viel Spielzeug. Ich habe mir noch gar nicht alles anschauen können, da sind so viele Kisten und Regal und Bücher und Bausteine und Schienen und Bälle und Puppen und noch so viel mehr. Ein ganzer großer Raum ist das, voll mit Spielzeug. Besonders schön finde ich es wenn Julia nur mit mir und Mama spielt, aber das klappt leider nicht oft. Die vielen anderen Kinder wollen dann auch was von ihr. Das finde ich ganz schön anstrengend. Vor allem die Großen, die sind schnell wie die Feuerwehr und manchmal ganz schön laut. Einmal hat mir eins mein Spielzeug weggenommen. Da hab ich Angst bekommen und habe ganz laut geschrien. Da warst du direkt bei mir Mama, das fand ich gut. 
Wenn wir bei Julia sind und ich etwas Neues entdecke, dann dreh ich mich oft zur dir um Mama, um sicher zu sein, dass du auf mich aufpasst. Wenn du mich dann direkt anschaust fühl ich mich sicher, oft lächelst du mich dann auch stolz an. Aber einmal, da hast du ein anderes Kind angeschaut und da bin ich wütend geworden. Schließlich bist du meine Mama.

Gestern hast du "Tschüss" gesagt Mama, und "ich bin gleich wieder da. Ich hole nur schnell ein Brot vom Bäcker". Deine Tasche hast du stehen gelassen und mich Julia auf den Arm gegeben, dann bist du einfach gegangen. Das fand ich vielleicht blöd! Ich wollte nicht bei Julia und den vielen Kindern bleiben. Wer passt denn jetzt auf mich auf? Wer tröstet mich, wenn ich weine? Und wer freut sich mit mir, über die vielen Sachen die ich schon kann? Julia hat immer gesagt, dass du gleich wieder da bist, hat mich im Arm gehalten und hat mir ganz viel Spielzeug gegeben. Sie riecht eigentlich ganz gut, nicht so wie Papa und du, irgendwie anders. Ich hab mich dann etwas beruhigt, weil deine Tasche stand ja noch da und Julia hat mich nicht weg gesetzt. Irgendwann kam dann ein Kind auf mich zu und hat mir einen Ball gebracht. Das fand ich toll. Nach einer gefühlten Ewigkeit bist du dann auch wieder gekommen, da war ich froh. Ich finde es nämlich schön wenn du bei mir bist, Mama. Wenn du da bist, weiß ich das mir nichts passieren kann. Dann fühl ich mich sicher und kann beruhigt alles erforschen. Aber wenn du nicht da bist, habe ich Angst.

Ich habe schon verstanden, dass ich jetzt öfter bei Julia bleiben soll, ohne euch. Ich weiß nicht genau warum, ihr sagt immer etwas von "Arbeit", diese "Arbeit" möchte ich mal kennen lernen, ob die auch so tolle Eltern? Ich glaube nicht, sonst würde sie mir euch nicht wegnehmen. Vielleicht habt ihr mich aber auch einfach nicht mehr lieb und wollt mich deswegen bei Julia lassen und kommt nie wieder. Ich bin mir da noch nicht so sicher, aber wenn ihr mir etwas Zeit gebt, finde ich das bestimmt heraus. Bitte hetzt mich nicht. Hier ist alles anders als zu Hause.

Ich muss erst lernen so lange mit so vielen anderen Kindern zusammen zu sein. Das heißt nämlich nicht nur, dass ich das Spielzeug teilen muss und wir nicht alle bei Julia auf dem Schoß sitzen können, sondern auch, dass beim Essen und Wickeln immer jemand warten muss und das mag ich nicht. Ich muss mich auch an die ganzen Geräusche bei Julia gewöhnen und an den Geruch dort. Julias Essen schmeckt auch ganz anders als zu Hause, aber ich darf hier mit den Fingern essen, dass finde ich vielleicht toll. Dafür muss ich bei Julia ganz oft aufräumen und wenn wir rausgehen darf ich nur manchmal mein Laufrad fahren. Ich muss lernen in diesem fremden Bett zu schlafen, ohne dass ihr mir "Schlaf gut" sagt und schöne Träume wünscht. Und vor allem muss ich lernen, dass Julia auf mich aufpasst, mich tröstet und sich um mich sorgt, wenn ihr nicht da seit. Das kann ich aber nur lernen, wenn ihr Julia vertraut, dass sie das alles kann. Ich bin ja nicht irgendwer.

Ich glaube ihr könnt euch vorstellen, wie anstrengend das alles für mich ist. Da brauch ich wirklich keine weitere Action. Ich bin dann einfach nur froh mit euch zu Hause sein zu dürfen, wo ich weiß, wo alles ist und ich mich wohlfühle. Wenn ihr mir genug Zeit lasst und mir zutraut, dass ich das alles schaffen kann, dann schaffe ich das. Aber nur mit eurer Hilfe!

Euer Kind

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Letzte Änderung am Freitag, 22 November 2019 13:01

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