Das Berliner Modell

hat sich in der Kindertagespflege bewährt und wird von vielen Tagesmüttern und Tagesvätern praktiziert

Es beruht auf den Forschungsergebnissen und Erkenntnissen der Bindungsforschung: "Eine sichere Bindung ist ein psychischer Schutz für Kinder, auf den sie besonders dann zurückgreifen können, wenn das Leben sie mit psychischen Belastungen konfrontiert. Sie bietet das Fundament für eine gute Persönlichkeitsentwicklung des Kindes. Sicher gebundene Kinder sind belastungsfähiger, können leichter sozialen Kontakt aufbauen und halten, sind konfliktfähiger, ausdauernder und lernbereiter." (Niedersächsisches Kindertagespflegebüro: Ein guter Start)

Das Berliner Modell gliedert sich in fünf Phasen. Eine tabellarische Übersicht finden Sie hier.

1. Kennnlernen
In einem ausführlichen Gespräch vor Betreuungsbeginn besprechen Sie mit Ihrer Tagespflegeperson die Gestaltung der Eingewöhnung. Dabei sollten immer die Bedürfnisse des Kindes im Mittelpunkt stehen. Es empfiehlt sich, min. 4 Wochen für die Eingewöhnung einzuplanen. Je nach Individualität, Temperament, Bindungsverhalten und Erfahrungen reagieren die Kinder sehr unterschiedlich auf die neue Situation und brauchen mehr oder weniger Zeit um sich an diese zu gewöhnen.

2. 3-tägige Grundphase
Drei Tage lang besuchen Sie mit Ihrem Kind die Tagespflegestelle für ein bis zwei Stunden. In dieser Zeit kann sich das Kind mit der Umgebung, den anderen Kindern und der Tagespflegeperson vertraut machen. Sie sind dabei immer anwesend und richten Ihre Aufmerksamkeit ganz auf Ihr Kind. Es braucht die Sicherheit, dass sie da sind um sich mit der neuen Umgebung auseinanderzusetzen. Die Tagespflegeperson wird Ihrem Kind immer wieder Kontaktangebote machen, z.B. durch ein interessantes Spielzeug.

3. Erster Trennungsversuch
Frühestens am vierten Tag (niemals an einem Montag) findet ein erster Trennungsversuch statt. Sie verabschieden sich klar und deutlich von Ihrem Kind und verlassen den Raum für kurze Zeit (10-15 Minuten ist ausreichend). Die Reaktion des Kindes bestimmt das weitere vorgehen:

  • Ihr Kind bleibt gelassen oder lässt sich schnell von der Tagespflegeperson beruhigen und findet nach kurzer Zeit zurück ins Spiel → kürzere Eingewöhnung
  • Ihr Kind weint heftig, sucht Sie und lässt sich von der Tagespflegeperson nicht trösten, es spielt nicht und zeigt deutlich seine Not → längere Eingewöhnung

4. Stabilisierungsphase
Kürzere Eingewöhnung: Sie bleiben die kommenden Tage noch kurz im Raum, verabschieden sich dann von Ihrem Kind und dehnen die Trennungszeit langsam aus. Sie bleiben für die Tagespflegeperson immer erreichbar. Diese beteiligt sich am Windeln und Füttern und übernimmt langsam Ihre Aufgaben.

Längere Eingewöhnung: Sie bleiben bis zum siebten Tag mit Ihrem Kind in der Tagespflege. Die Tagespflegeperson übernimmt nach und nach die Versorgung Ihres Kindes und bietet sich immer wieder als Spielpartner an. Am siebten Tag (niemals an einem Montag) findet ein erneuter Trennungsversuch statt. Die Reaktion des Kindes zeigt Ihnen, ob Sie die Trennungszeit bereits ausdehen können oder die Eingewöhnung weiter verlängern.

5. Schlussphase
Sie verabschieden nach dem Bringen zügig von Ihrem Kind, bleiben aber weiterhin für die Tagespflegeperson erreichbar. Die Eingewöhnung ist abgeschlossen, wenn Ihr Kind nicht mehr weint, bzw. sich schnell von der Tagespflegeperson trösten lässt und sich in seiner neuen Umgebung wohlfühlt.

Eine Ausführliche Beschreibung des Berliner Modells finden Sie hier.

Woran Sie erkennen, dass die Eingewöhnung erfolgreich war:

  • Ihr Kind hat eine stabile Bindung zur Tagespflegeperson aufgebaut und lässt sich von ihr/ihm beim Abschied und in anderen belastenden Situationen trösten.
  • Ihr Kind wendet sich an die Betreuungsperson, wenn es Hunger oder Durst hat oder Nähe sucht.
  • Ihr Kind hat Freude am Erkunden der neuen Umgebung und kann sich auf sein Spiel konzentrieren.
  • Ihr Kind sucht aktiv Kontakt zu anderen Kindern und kann sich auf Spiel- und Beziehungsangeboten einlassen (auch Essen und Schlafen).

Zeigt das Kind im Gegensatz dazu „Abseits-Verhalten“ (steht unbeschäftigt herum, wandert ziellos umher), rhythmische freudlose Bewegungen, lutscht viel am Daumen oder Schnuller, zupft an Haaren und Kleidungsstücken, lacht wenig bzw. freut sich nicht auf die Tagespflege, dann sind dies Anzeichen dafür, dass es sich nicht wohlfühlt. Die Ursachen können in einer fehlenden sicheren Bindung zur Tagespflegeperson liegen oder in der Art der Betreuungssituation (z.B. zu hohe Belastungen des Kindes durch lange Betreuungszeiten oder durch die Gruppenkonstellation, zu wenig Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse im Betreuungsalltag o. ä.).
Wenn diese Anzeichen beobachtet werden, besteht dringender Handlungsbedarf um das Kindeswohl zu sichern. Gerne können Sie sich mit Ihren Sorgen, Nöten und Fragen an die Mitarbeiterinnen des Das FamS wenden.

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Letzte Änderung am Mittwoch, 25 März 2020 13:29

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